Pressemitteilung

Silphien-Infoveranstaltung im Rahmen des BGA-Forums

„Biopapier und Becher aus Traunsteiner Blühpflanzen?“

Im Landkreis Traunstein gibt es rund 100 Biogasanlagen. Biogasanlagenbetreiber stehen momentan vor unsicheren politischen Weichenstellungen: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) soll gerade einmal 2 Jahre nach der letzten Novelle zum 01.01.2023 grundlegend überarbeitet werden. Hierbei zeichnet sich wie im vorgehenden Gesetz ab, dass der Bioenergie eine schwierige Rolle zugewiesen wird, für das Jahr 2030 peilt die Bundesregierung die Erhaltung des status quo an. Zwar soll durch die Flexibilität von Bioenergie eine schnelle und kurzfristige Abdeckung von Spitzenlasten gewährleistet werden können, langfristige Planungssicherheit für die Betreiber liefert die Novelle damit aber nicht.

Um die ca. 100 Biogasanlagenbetreiber im Landkreis auf dem Weg zu einem nachhaltigen Betrieb zu unterstützen, wurde im Rahmen des Regionalmanagements des Landkreises Traunstein bereits 2017 ein Biogasforum gegründet, welches unter anderem die Zielstellungen Erzeugung von regionaler erneuerbarer Energie, Biodiversität und Stromdirektvermarktung forciert. Im Zuge des Forums finden regelmäßige Infoveranstaltungen und Netzwerktreffen für interessierte Landwirte und Biogasanlagenbetreiber aus der ganzen Region statt.

So zuletzt am 27.06.2022 in Kienberg mit dem thematischen Schwerpunkt der Energiepflanze „Durchwachsenen Silphie“, die ebenso seit 2017 einen festen „Baustein“ des Biogasnetzwerks darstellt.

2018 wurde in Zusammenarbeit des Regionalmanagements, der Aktion blühender Landkreis, dem Bayerischen Bayernverband, dem Maschinenring Traunstein und dem großen finanziellen Engagement der Landwirte mit dem ersten landkreisweiten Versuchsanbau von 67 Hektar begonnen. Die Durchwachsene Silphie ist eine Energiepflanze mit hoher Biogasausbeute und kann als Maisersatz in Dauerkultur bis zu 15 Jahren dienen. Sie dient zudem als „Bienen- und Insektenweide“ und blüht von Juli bis September. Mittlerweile bestehen im Landkreis Traunstein fast 100 Hektar Silphienanbaufläche, die zur Bereicherung des Landschaftsbildes beitragen.

In 2021 durchgeführte Bodenuntersuchungen von Silphien-Flächen im Landkreis zeigen, dass der Reststickstoffgehalt (der im Frühjahr für die Pflanze verfügbare Stickstoff) durch die Nutzung der Silphie günstige Werte aufweist – vergleichbar zu Werten der extensiven Grünlandnutzung, wie Raphael Röckenwagner, Projektpartner und Geschäftsführer Maschinenring Traunstein ausführte. Wolfgang Hutterer, Wasserschutzgebietsbetreuer, erläuterte, dass durch die ganzjährige Bewurzelung die für die Grundwasserbelastung mit Nitrat besonders bedeutsame Auswaschung im Spätherbst vermieden werden kann.

Neben der weiteren Verwertung der Silphie über die Biogasanlage gewinnt die mehrjährige Pflanze derzeit auch durch eine weitere Nutzungsmöglichkeit und Absatzweg an Bedeutung: Denn aus den Fasern der Pflanze kann nachhaltiges Papier und weitergehend Verpackungen entstehen. Hierfür werden die Fasern über ein Druck-Verfahren abgespalten, die restliche organische Masse der Pflanze kann weiterhin über die Biogasanlage verwertet werden. Mit den gewonnenen Fasern führt die Firma Kiefel aktuell verschiedene Labor-Versuche zum Einsatz der Silphie im sogenannten „Fiber Moulding Prozess“, einem Art Herstellungsprozess von Töpfen und Schalen aus einer wässrigen Lösung wie bei der Papierproduktion, durch und testet erste Produktmuster (siehe Bild). 

Die Produktmuster wurden bei der anschließenden Brotzeit und den Netzwerkgesprächen bewertet und inspiziert. Und Einigkeit bestand darüber, dass die Versuche zu nachhaltigem Papier und Produkten aus dem Landkreis fortgesetzt werden sollen.

 

Magdalena Kollmann

Projektmanagerin

T: 0861 58-7692

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